Was im 19. Jahrhundert in guter Absicht an Flussläufen korrigiert wurde, stellte sich später als problematisch heraus. Die damals stark wachsende Bevölkerung musste ernährt werden, was zusätzliche Landwirtschaftsflächen erforderte. Solche konnten in Auengebieten entlang von Flüssen urbar gemacht werden. Breite Flussläufe wurden begradigt und zwecks Hochwasserschutz mit Dämmen kanalisiert. Feucht- und Auengebiete wurden trockengelegt.
Dies geschah auch an der Aare zwischen Aarau und Brugg, wo zudem Laufkraftwerke den Fluss seiner natürlichen Dynamik beraubten. Die Ökosysteme der Auengebiete gingen verloren.
Heute sind Wesen und Verhalten von Flüssen gut erforscht und bekannt; komplexe Modellrechnungen ermöglichen genaue Prognosen für Abflussdynamik und Hochwassergefahren. Der moderne Flussbau ist naturnah und orientiert sich am ursprünglichen Erscheinungsbild von Fliessgewässern. Im Vordergrund stehen die Natur und der Hochwasserschutz.
Im Rahmen des Fachunterrichts besichtigte die Klasse ZI 20 b am Mittwochmorgen, 22. Juni 2022 den Aare-Abschnitt zwischen Wildegg und Rupperswil im Kanton Aargau. Hier fuhren im Jahr 2009 die Bagger auf. In rund zweijähriger Arbeit wurden Dämme rückgebaut, das Gerinne für einen neuen Seitenarm angelegt und verschiedene flussbauliche Elemente zur Revitalisierung der Aare platziert. Entstanden ist damit einer der längsten dynamischen Flussabschnitte der Schweiz. Seither gestaltet die Aare ihr Flussbett und das angrenzende Auenwaldreservat ganz nach ihrer Natur. Weil ein verbreitertes, natürliches Flussbett sowie Auengebiete nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt ein grosser Gewinn sind, sondern auch als grosse Wasserrückhaltebecken funktionieren, verbesserte sich gleichzeitig auch die Hochwasserproblematik. (StW)