Zürich, 17. Juli 2023 | Die Abteilung Planung und Rohbau wechselt in den Sommerferien 2023 ihren Kaffeeanbieter für das Lehrpersonenzimmer an der Lagerstrasse 55. Neu wird der Kaffee von ViCAFE bezogen. Silvan Rutz traf dazu Pascal Rast zum Interview. Dieser arbeitet als Head of Sales für die beiden Marken Vivi Kola und ViCAFE. Die beiden Unternehmen sind seit dem 1. Januar 2023 unter ViCollective zusammengeführt. Der «Pausenverschönerer» erklärt im Interview, warum Nachhaltigkeit beim Kaffee schwierig ist. Darüber hinaus erzählt er uns, wie das agile Arbeitsumfeld bei ViCAFE und Vivi Kola zu einem innovativen neuen Getränk namens Vivi Nova geführt hat.
Silvan Rutz: Es ist kurz nach Mittag. Wie viele Kaffees hast du heute bereits getrunken?
Pascal Rast: Zu viele. Drei Stück. Zwei am Morgen und einer nach dem Mittag.
Ist das viel für deine Verhältnisse?
Ich probiere nicht mehr als vier Kaffees pro Tag zu konsumieren. Drei Stück liegen also noch im Rahmen.
Du brauchst du also Limiten für deinen Kaffeekonsum?
Die Frage ist, wie der Kaffee genossen wird. Ist der Kaffee da um wach zu werden oder ist es wie für andere eine Zigarette. Ich denke, drei bis vier Kaffees pro Tag sind in Ordnung.
Ich habe gelesen, dass du gerne Gemüse kochst. Wie wichtig ist dir deine Ernährung?
Wo hast du gelesen, dass ich gerne Gemüse koche?
Auf der Webseite von ViCAFE.
Das ist ein anderer Pascal. Ich bin ein sehr schlechter Koch. Aber ich versuche auf die Ernährung zu achten und meine Frau kocht sehr gerne. Ich muss nur vorsichtig sein mit Süssgetränken. Dies ist aber schlussendlich eine Frage des Masses.
Fällt es dir schwer, weil du direkt an der Quelle arbeitest?
Nein. Ausserdem gibt es mittlerweile viele zuckerarme Getränke.
Wo siehst du die wichtigsten Herausforderungen „Kaffee trinken“ nachhaltiger zu machen und wo liegen die Schwerpunkte?
Aus der Perspektive des CO2-Fussabdruckes geschieht der grösste Schaden am Ursprungsort. Die CO2 Emissionen sollen aber selbstverständlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduziert werden. Wir besitzen eine energieeffiziente Röstmaschine und versuchen auch in der Logistik die Emissionen gering zu halten. Zusätzlich gründeten wir mit Partnern zusammen die ViFoundation. Die Stiftung ist unabhängig und realisiert Projekte auf den Kaffee-Farmen. Es geht einerseits darum, die Lebensgrundlagen der Kaffee Farmerinnen und Farmern zu verbessern, sowie um das gezielte Fördern von fortschrittlichen und nachhaltigen Praktiken auf den Farmen selbst. So haben wir zum Beispiel kürzlich auf unser Partnerfarm in Kolumbien geholfen eine Kompostieranlage zu realisieren. Zudem glauben wir stark daran, dass die Bäuerinnen und Bauern voneinander lernen können und versuchen dort Brücken zu schlagen. ViCAFE unterstützt die Stiftung mit einem Schweizerfranken pro verkauftem Kilogramm Kaffee.
Produktionsstandort Zürich Altstetten mit der energieeffizieten Röstmaschiene
(Quelle Bild: ViCollective AG)
Ist es für euch eine Herausforderung die Nachhaltigkeit sichtbar zu machen, da viel Engagement für die Nachhaltigkeit im Ausland geleistet wird?
Ja, es ist bestimmt nicht das Müheloseste. Jede zweite Unternehmung behauptet, sie sei nachhaltig. Das ist nicht schlecht. Wir kommunizieren im Bereich Nachhaltigkeit mit Sorgfalt. In den Espressobars steht die Qualität der Bohnen im Vordergrund. Intern gehört die Nachhaltigkeit zu den wegweisenden strategischen Säulen.
Oft wird er Einweg-Kaffeebecher kritisiert, weil er nicht nachhaltig ist. Wie stehst Du zu dieser Diskussion?
Was mich mehr nervt, ist nicht die Thematisierung. Es gibt viele interessante Ansätze. Bei uns kannst du deinen eigenen Kaffeebecher mitbringen oder auf einen Mehrweg Kooky-Becher zurückgreifen. Diese werden jedoch noch zu selten genutzt. Aber das Anbieten einer nachhaltigen Lösung und das tatsächliche Nutzen der Konsumierenden sind ein unterschiedliches Paar Schuhe.
Also fordern die Konsumentinnen und die Konsumenten mehr, als sie wirklich bereit sind zu tun?
Dies hört sich harsch an. Es ist allerdings Teil der Knacknuss. Es ist praktisch den Einwegbecher zu wählen. Dadurch muss das eigene Gefäss nicht mitgenommen werden. Für nachhaltige und abbaubare Varianten finden immer wieder Versuche statt. Die Gretchenfrage bei abbaubaren Produkten ist, was passiert nach dem Konsum. Längst nicht alle kompostierbaren Becher landen im Grüngut. Die Grünabfuhr sortiert oftmals auch die Nachhaltigen aus. Insgesamt braucht es von verschiedenen Seiten Bewegung.
Gibt es auf die Nachhaltigkeit bezogen ein Projekt, das du unbedingt noch umsetzen willst bei ViCAFE oder bei Vivi Kola?
Ganz viele. Zum Beispiel wollen wir uns nach den B CORP Standards ausrichten. Das ist eine rundum Bewertung des gesamten sozialen und ökologischen Einflusses für Unternehmen. Das Resultat wäre die B CORP Zertifizierung. In diesem Verfahren werden sämtliche Prozesse hinterfragt. Ich denke, es wäre grossartig für uns, wenn dies zustande kommt.
Kaffeeplantagen: Zusammenarbeit mit den Farmerinnen und Farmern
(Quelle Bild: ViCollective AG)
Was unternimmst du für eine gesunde Work-Life-Balance?
Wie erwähnt versuche ich mich gesund zu ernähren. Ich probiere Sport zu treiben. Ich gebe zu, mit dem Nachwuchs ist es herausfordernd. Ich versuche auch Arbeit und Freizeit möglichst zu trennen.
Du wirkst jung und dynamisch. Auf der Jobplattform LinkedIn habe ich gelesen, dass du in deiner Karriere bereits viele Unternehmen kennenlernen durftest. Wie weiss man deiner Meinung nach, dass man beim richtigen Arbeitgeber ist?
Gute Frage. Ich denke, du bist so lange beim richtigen Arbeitgeber, wie es dir Freude macht dort zu arbeiten. Du musst wissen, dass du etwas verändern kannst. Falls sich dies nicht der Fall ist, ergibt es Sinn eine neue Erwerbstätigkeit zu suchen.
Geniesst du eure Produkte auch privat? Welches ist dein Lieblingsprodukt?
Kaffee ja. Süssgetränke teilweise. Insgesamt trinke ich wohl am meisten die Hausmischung.
Und zuhause ist es auch eine Zeremonie mit Siebträger?
Ja, zu meinem Stellenantritt deckte ich mich mit einer passenden Kaffeemaschine ein.
Wie digital seid ihr unterwegs bei ViCAFE und bei Vivi Kola?
Wir haben zwar noch einen Drucker im Büro, aber wir sind bestrebt weitgehend papierlos zu funktionieren. Der grösste Teil läuft digital, zum Beispiel die Stundenerfassung, die Archivierung und der Versand von Rechnungen.
Beim Besuch in eurem Provisorium erhielt ich den Eindruck, dass agiles Arbeiten bei euch einen hohen Stellenwert geniesst. War dies bereits bei der Gründung des Unternehmens der Fall oder habt ihr es durch personelle Fluktuation zu einem Teil von euch gemacht?
Für mich ist das schwierig zu beantworten, da ich erst seit zwei Jahren angestellt bin. Ich denke aber, dass es seit Beginn dazugehört.
Wurde agiles Arbeiten bereits von einem Angestellten in einer Form ausgenützt oder gab es Probleme?
Nein, aber ich habe ein Beispiel, wo es sehr gut funktioniert hat. Wir haben ein Getränk mit künstlicher Intelligenz kreiert. Das Produkt heisst Vivi Nova und es wurde von den Medien gut aufgenommen. Entstanden ist es als Gag. Vivi Nova wurde plötzlich eine grosse Sache. Alles musste über Bord geworfen werden. Wir mussten plötzlich viel schneller sein. Ich hoffe es kommt nun gut an im Markt. Falls nicht ist es eine gute Erfahrung.
Kaffee ist für viele Arbeitstätige Lebensretter? Fühlst du dich teilweise als einen solchen?
(lacht laut) Das kann ich nicht sagen. Was ist für dich ein Kaffee? Belohnung oder Suchtritual?
Das ist bei mir wie beim Pawlowschen Hund. Kaffee ist bei mir stark mit Pausen verbunden.
… und mit Gesprächen. Dadurch hat Kaffee eine stark positive Assoziation. Ich sehe mich wohl als „Pausenverschönerer“ oder als jemand der positiven Emotionen bringt.
Du bist Verkaufsleiter von einem Luxusgut. Gibt es da auch schnippische Reaktionen?
Wenige. Vielleicht liegt es daran, dass es ein Luxusgut mit grosser Wirkung ist. Bei einem Parfüm ist oftmals nicht verständlich, weshalb es hundert Franken kostet. Beim Kaffee lässt sich die Wertschöpfung simpel vermitteln. Die einzelnen Schritte der Wertschöpfungskette sind fassbar und transparent.
Wenn du ein Superheld wärst, welche Superkraft hättest du gerne, um den Kaffeegenuss zu verbessern?
Am Ende des Tages muss ich mir bewusst sein, dass Kaffee nicht nachhaltig ist. Ich würde genau dort ansetzen als Superheld. Zum Beispiel eine neue Kaffeepflanze, welcher weniger Wasser braucht oder einfach allgemein Ressourcen schonender angebaut werden kann- aber natürlich immer noch supergut schmeckt.
Pascal Rast ist Head of Sales bei Vivi Kola und Mitglied des Executive Boards. Mit seiner langjährigen Karriere in der Getränkebranche bringt er wertvolle Erfahrungen in seine Arbeit ein. Als strategisches Hirn hat er stets das nächste Ziel im Blick und arbeitet eng mit seinem Team zusammen. Er verfügt über umfangreiche Kenntnisse in den Bereichen Marketingstrategie, Teamführung, Management, Vertrieb, Geschäftsplanung, Warenrotation und Projektmanagement. Zuvor war er lange Zeit bei Coca-Cola HBC. Er hat einen Master-Abschluss in Management & Economics mit Schwerpunkt Behavioral Economics von der Universität Zürich und hat einen Bachelor-Abschluss in Economics von derselben Universität erworben.
(Quelle Bild: Linkedin Pascal Rast)
Für den Text: Silvan Rutz
Webauftritte der Unternehmen:
https://vicafe.ch/
https://vivikola.ch/
https://vicollective.ch/
Webauftritt der Stiftung ViFOUNDATION:
https://vifoundation.ch/
Webauftritte der Partner:
https://www.kooky2go.com/
https://www.bcorporation.net/en-us/