Im Zusammenhang des Allgemeinbildungsunterrichtes der Berufsschule Geomatik Zürich besuchen die Schüler der Klasse GM22a eine Gerichtsverhandlung am Bezirksgericht Zürich.
35 lange Sekunden ist im Gerichtssaal Zürich nur das Knarzen der Holzbänke zu hören. Jeder schaut auf seine Hände oder im Raum umher, nicht wissend, wie mit der Situation umzugehen ist. Die gekünstelte Situation scheint eine Ewigkeit zu gehen, bis der Anwalt sich aufrichtet und wieder anfängt zu reden. Es ist eine nicht einfache Angelegenheit, da der Grund dieser Verhandlungen ein tragischer Unfall ist, der wegen ein paar Sekunden Unaufmerksamkeit ein Leben forderte, das noch nicht gelebt war.
Die Gerichtsverhandlung über Thomas K. – der eigentlich anders heisst – beginnt. Er wird wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Vor 4 Jahren hat er mit seinem Lastwagen die junge Mutter Maria. H (Name ebenfalls geändert) mit ihrem 2-jährigen Sohn überrollt. Die Mutter überlebte mit schweren Verletzungen an den Unterschenkeln, ihr Sohn erlag vier Tage später im Krankenhaus den schweren Verletzungen.
In der Verhandlung gilt es die Frage zu klären, ob dieser Unfall hätte verhindert werden können oder nicht. Hat Herr Thomas K. seine Sorgfaltspflicht missachtet und der Bequemlichkeit halber, einen grossen Teil des Gehweges versperrt? Hat er, wie von ihm ausgesagt, in alle Rückspiegel des Lastwagens geschaut und Maria H. trotzdem nicht gesehen? Der Verteidiger des Angeklagten behauptet, es sei Zufall gewesen und die Schuld liegt bei keinem der Beteiligten. Dies sehen die Anwälte des Opfers anders.
Sowohl Thomas K. als auch Maria. H und der Vater des Kindes müssen nun warten, bis sie vielleicht endlich mit der Vergangenheit abschliessen können, denn das Urteil wird an diesem Tag nicht mehr verkündet. Sicher aber ist, dass das Urteil den Verlust von Frau Maria H. nicht lindern wird und das Leben von Thomas H. «in ein Leben vor dem 27. Juli 2018 und eins nach dem 27. Juli 2018 aufgeteilt ist», wie er im Gericht bei der Befragung durch den Richter aussagt.
Für uns alle war es eine komplett neue Erfahrung, einer Gerichtsverhandlung beiwohnen zu dürfen. Die Konsequenzen, welche eine kurze Unachtsamkeit von ein paar Sekunden oder ein Fehlverhalten auslösen, wurden uns stark bewusst. Jeder von uns könnte sich einmal in einer ähnlichen Situation befinden.
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