Good Morning! An der Baugewerblichen Berufsschule Zürich wird ab diesem Sommer in einer Schreinerklasse des ersten Lehrjahres im Rahmen des zweisprachigen Unterrichts neben Deutsch auch Englisch gesprochen. Das Projekt aufgegleist hat Schreinerfachlehrer Oliver Merz. «Dank Gamen, YouTube, Streaming oder Social Media gehört Englisch heute für viele Junge zur Normalität», erzählt er. Zudem hätten viele Lernende in der Primar- und Sekundarschule Zeit in die Sprache investiert. Wenn man sie aber nicht regelmässig spreche, verliert man die Kenntnisse wieder. Der Zürcher selbst ist zweisprachig aufgewachsen und hat bis mit 14 Jahren in Ghana in Westafrika gelebt. Den zweisprachigen Unterricht bietet Merz mit Liv Wolfermann, der Lehrerin für Allgemeinbildung, an. Die Schulleitung sei dem Projekt gegenüber sofort positiv eingestellt gewesen, sagt er. Der Kanton Zürich hat Fördergelder zugesagt. Das neue Angebot hat Merz bei rund 100 Lehrbetrieben persönlich vorgestellt. «Das Feedback war mehrheitlich gut, was mich freut.» Denn nach Region würden auch die Unternehmerinnen und Unternehmer einsehen, dass mit vielen Expats als Kundinnen und Kunden Englisch fast schon Pflicht sei.
Prüfungen sind auf Deutsch
Das Angebot ist freiwillig. «Angesprochen sind sprachaffine Jugendliche, die bereit sind, etwas mehr zu leisten. Sie lernen die Fachbegriffe ja nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch. Wir werden gemeinsam ein Vokabular aufbauen. Es ist auch völlig okay, wenn wir die Sprachen switchen», erzählt Merz. Von den Vorkenntnissen her sollten die Jugendlichen vor allem die Freude an der Sprache mitbringen. Es wird keine Note vorausgesetzt. Passende Lehrmittel zu finden, sei eine Herausforderung gewesen, sagt der Fachlehrer. «Ich habe eines aus Amerika gefunden, das unserem sehr nahe kommt.» Die Prüfungen werden allerdings auf Deutsch geschrieben. Die Fremdsprache wird nicht benotet. Auch für das Qualifikationsverfahren sei das Englisch nicht relevant, werde aber im Abschlusszeugnis vermerkt. «Es geht einfach ums Sprechen. Ich hoffe, dass eine Dynamik in den Austausch kommt.»
Der Cabinetmaker ist am ähnlichsten
Wie Schreinerinnen und Schreiner auf Englisch korrekt genannt werden, war für Merz eine Knacknuss. «Umgangssprachlich werden Schreiner meistens Carpenter genannt. Das ist jedoch nicht korrekt. Das sind eher die Leute auf Montage. In England und Amerika wird viel mehr auf dem Bau gearbeitet. Türen werden zum Beispiel vor Ort hergestellt», erklärt der Fachlehrer. Der Cabinetmaker sei der Möbelschreiner, an dem er sich für den Unterricht orientiert. Da er den Lernenden gerne einen Sprachaufenthalt in England ermöglichen möchte, hat sich Merz stark mit Lernorten rund um London befasst. «Der Unterricht dort ist anders als unserer aufgebaut. Drechseln gehört zum Beispiel dazu.» Er findet es spannend, sich mit einer anderen Lern- und Arbeitskultur auseinanderzusetzen, und hofft, die Lernenden damit ebenfalls zu begeistern. «Ich bin gespannt, wohin unsere Reise führt.» Nicole d’Orazio→ www.bbzh.ch
Video über den zweisprachigenUnterricht Deutsch/Englisch
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